Tuesday, August 18, 2009

Antworten

Man hat mich gefragt ob ich eigentlich noch merke dass ich nur noch am rummosern bin und ob mir ueberhaupt etwas gefaellt... Dazu hole ich mal gaaanz weit aus. Also, natuerlich merke ich dass ich am rummeckern bin. Es ist ein Umstand der sich nicht vermeiden laesst. Nicht nur ich bin am meckern, sondern mein Mann auch. Das soll aber nicht heissen dass es uns in USA nicht (mehr) gefaellt. Im Grunde genommen sind wir mit unserer Nachbarschaftlichen Situation sehr frustriert und wuerden dies lieber gestern wie morgen aendern, aber das scheint ein etwas schwierigeres Problem zu sein. Da wir die Gesetze nicht gemacht haben, und jeder heutzutage macht was er will, haben wir da mehr oder weniger verloren. Vor Jahren als wir herzogen, war alles noch anders und wir hofften auf ein laengerfristiges nachbarschaftliches Verhaeltnis. Die dazu passenden Nachbarn aber kauften andere Immobilien und zogen weg, waehrend die Neighbours out of hell einzogen. Mein Mann und ich sehen aber auch nicht ein dass wir klein beigeben sollen, unser dreiviertel renoviertes Haus aufgeben sollen und wegziehen sollen, bloss weil uns der Zirkus drumrum den letzten Nerv raubt. Nun ist es ja so mit einem Blog ueber das taegliche Leben, dass andere Leser nur tolle Erlebnisse und Erfolge lesen wollen. Das Leben ist aber kein Zuckerschlecken und wir haben schon lange die rosarote Brille abgenommen und sehen die Dinge wie sie sind, und nicht wie sie andere Leute gern wollen. Man muss auch mal in der Lage sein und dem Rest der Welt negative Erfahrungen daarlegen, anstatt jeden Tag von Sonne, Palmen und Strand und Friede, Freude, Eierkuchen zu schreiben. Denn so ist es absolut nicht hier im Dairyland. Leute denken meist bloss weil man ausgewandert ist, lebt man im Paradies und es kann einem absolut nichts passieren. Wir haben seit unserer Auswanderung Hoehen und Tiefen erlebt, Krankheit und Gesundheit haben sich abgewechselt, sowie Jobs und Karriere. Derzeit hat uns auch die Realitaet zur Rezession eingeholt und tief getroffen. Das muss man auch mal sagen. Viele Leser bekommen davon naemlich nichts mit. Sie wollen damit auch nicht belastet werden und schon gar nicht vom Unglueck oder Pech anderer lesen. Uns wird dazu immer so schoen nachgesagt dass wir ja die Wahl hatten und in D haetten bleiben koennen. Nun wuerde ich ja gerne nur tolles schreiben, von unserem Leben (im Moment passiert nicht viel), von unserem Garten (die Ernte war eher bescheiden), von Freizeit (ham wir Freizeit?) und Ausfluegen (kommen wir eigentlich dazu ueberhaupt?), bzw. Urlaub (koennen wir uns gar nicht leisten im Moment). Aber es gibt nichts besonderes. Wuerde ich das negative weglassen, waere dieser Blog ganz schoen langweilig und ich wuerde nur sporadisch hier reinschreiben. Meinen Frust auf meinem eigenen Blog rauszulassen, hilft mir oft ueber unangenehme Situationen hinweg. Ich muss mich eigentlich gar nicht deswegen rechtfertigen. Ich kann hier rants reinschreiben so viel ich will. Dann sieht man auch mal dass ich ein Mensch mit einem Gefuehl bin und nicht halbtot vor mich hinvegetiere. Das Leben ist nicht rosarot und ich habe nicht jeden Tag Erfolgserlebnisse zu verbuchen. Tief in meinem Innern moechte ich alles hinschmeissen, mich auf eine lange Reise begeben und jeden Tag posten wo ich angehalten habe in Wisconsin, dass ich um den Lake Winnebago oder Michigan gefahren bin, oder gar die Faehre benutzt habe nach Michigan, fischen und wandern war oder Staedte besucht habe, oder einfach in einem Cottage mich wochenlang erholt habe. Dazu muesste ich dementsprechend verdienen und mir frei nehmen koennen wann ich will. Diese Grundlage ist uns nicht gegeben. Leider. Aber wir arbeiten dran. In der Zwischenzeit werde ich weiterhin schreiben was uns/mich bewegt, auch wenn Leser sich daran stoeren und vieles gar nicht nachvollziehen koennen, weil sie fuer sich das perfekte Leben gefunden haben. Wir wuenschen allen Lesern nur das Beste, vor allem beste Gesundheit hier in USA, krisensichere Jobs, ueberdimensionales Einkommen, die liebsten und besten Nachbarn und endlosen Urlaub!

4 comments:

Anonymous said...

Bravo, Silvia, gut geschrieben !....jeder liest mit seinen Erfahrungen... manche koennen es nachvollziehen was du schreibst und andere haben verschiedene Ansichten...aber ist ja schliesslich dein Blog...wer's nicht lesen will braucht bloss abschalten...
more power to you...
LG. Helga

Silvia said...

@Helga:Vielen Dank! Kennen wir uns vielleicht woher?

William, Bianka, Gavin and Joanna said...

Silvia, du sprichst hier wirklich ein zentrales Problem an. Oft macht man die Erfahrung, dass Leuten, wenn sie über irgendwas rummosern, gesagt wird, dann geh doch zurück. Deshalb schreiben dann viele eben nur über die Sonnenseiten und das Tolle was sie machen. Der Rest, der eigentlich den Alltag bestimmt, wird weggelassen.

Silvia said...

@Bianca: Genau. Wir sind jetzt 11 Jahre hier und stellten uns von Anfang den Problemen und meisterten sie so gut es geht.
Wir bereuen nicht hergekommen zu sein und sind auch relativ happy hier, besonders in der Great Lakes area. Es wuerde uns nicht in den Sinn kommen bei einer schwierigen Situation von land zu Land zu huepfen, nur um zu sehen ob das Gras dort gruener ist.
Im uebrigen bewundere ich Leute die auf ihrem Blog auch von den Schattenseiten schreiben und dabei noch detailierter vorgehen wie ich.