Das neue Jahr 2008

Heute Morgen um 1:30 bin ich nachdenklich und deprimiert ins Bett gegangen und genauso wieder aufgewacht, mit einem flauen Gefuehl im Magen, so als haette ich im alten Jahr etwas vergessen oder nicht zu Ende gebracht oder gar verpasst. Ich muss zugeben, einerseits bin ich froh hier zu sein, aber wenn Silvester ist und das Jahr so sang und klanglos zu Ende geht, dann vermisse ich die Atmosphaere in Deutschland. Boeller, Kracher, Glocken laeuten um Zwoelf, der Geruch von Schwefel und verbrannten Krachern liegt in der Luft, meist ist es kuehl und es liegt auch kein Schnee, der Himmel ist klar und man kann meilenweit sehen je nachdem wo man ist, Menschen stroemen auf die Strassen, mit Sektflasachen in den Haenden, wuenschen sich gegenseitig ein frohes neues Jahr und sind happy das neue so gut anzugehen. Fuer mich deshalb so aufregend weil ich es nicht anders kenne und ich damit einen guten Start in ein neues Jahr verbinde. Hier in USA hat Silvester nicht die gleiche Bedeutung. Ich erinnere mich zurueck, 1998 als wir hier im Sesquicentannial Year ankamen, freuten wir uns auf Silvester und ein anderes Leben. Stattdessen erwartete uns eine Totenstille um Mitternacht. Es schneite, es war ruhig und still, kein Licht in den umliegenden Wohnungen, manche Leute in den Bars unterwegs, andere bereits im Bett. Wir haben erwartungsvoll die Terrassentuer aufgerissen und geschockt festgestellt dass nicht eine daemliche Kirchenglocke zu hoeren war. Irritiert sind wir ganz nach draussen gegangen und haben angestrengt gelauscht, nichts. In den darauffolgenden Minuten haben wir auch kein Feuerwerk hochgehen sehen. Nicht ein Geraeusch. Wir standen bedeppert auf dem Balkon mit dem Sekt in der Hand und haben dumm aus der Waesche geguckt. Fast waeren uns die Traenen gekommen, so deprimierend haben wir diesen Moment empfunden, nachdem wir von langer Hand geplant hatten in die USA zu gehen um unseren Horizont zu erweitern und etwas aufregendes zu erleben. Damals ist es uns so vorgekommen als ob das kein gutes Zeichen waere. Aber das hat sich als Trugschluss erwiesen, denn wir haben bisher 9 schoene Jahre hier verbracht mit ups und downs, alle Huerden erfolgreich gemeistert und uns doch ganz gut etabliert. Nach dem Sprichwort "Jeder ist seines Glueckes Schmied" haetten wir keinen Truebsal blasen brauchen und uns in eine der zig Bars in der Stadt begeben koennen um ordentlich abzufeiern. Aber danach ist uns hier nicht. Einige Freunde sind daheim geblieben und haben auch nichts besonderes gemacht. Man ruft sich auch nicht an um Zwoelf, geschweige am anderen Tag, da hat man dann gewoehnlich einen hangover. Wir haben aber desto Trotz daheim angerufen um unseren Liben in Deutschland ein frohes neues Jahr zu wuenschen, egal ob es bei uns erst 17 Uhr ist. Wir haben es uns nicht nehmen lassen typisch deutschen Kartoffelsalat mit Wuerstchen zu kredenzen. Um Mitternacht haben wir mit Kir Royal angestossen und Shrimpcoktail und gefuellte Eier gegessen, Party for Two sozusagen. Nach dem obligatorischen Austausch der guten Vorsatze fuer dieses Jahr, haben wir den nicht stattfindenden Countdown gesucht, durch verschiedene Fernsehkanaele gezappt und uns dann entschlossen die Gemaecher aufzusuchen, Schluss mit lustig. Andererseits ist das Jahr 2008 auch noch anderweitig interressant. Es ist ein Jubilaeumsjahr in vielerlei Hinsicht. Zum einen markiert es 10 Jahre USA und ich werde die big fat 4/Null erreichen und mir eine magische 7 an den Kuehlschrank haengen! Darueber freue ich mich ganz besonders und schiebe somit alle anderen Uebel beiseite, mit denen wir uns das Jahr hindurch ausseinander setzen muessen. Und zu guter letzt wird das eigenartige Gefuehl in der Magengegend durch folgende Horoscope begleitet: "Nach einigem Trubel, der sich ja nicht als unbedingt negativ herausstellen muesste, kommt mit 2008 auf die Skorpione ein Jahr des erholsamen Glücks zu.Die Skorpione sind 2008 die ganz großen Gewinner! Dass Sie von stressigen Überraschungen verschont bleiben, dürfte nicht weiters stören. Das Glückshorn wird zwar in Fülle, aber in wohldosierten Dosen über Sie ausgeschüttet, so dass man sich aufseufzend zurücklehnen kann, in dem Bewusstsein, dass wirklich alles gut ist. Nutzen Sie den Jahresanfang, um Ihre Vorsätze für 2008 nochmal auf Herz und Nieren zu überprüfen, damit Sie sich nicht verzetteln."